Kostenlos ins Kino hat Geburtstag: Was uns die Natur alles zu sagen hat
Waldkino Hammer | |
Tim Ness | |
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Telefon: | 03 37 65/21 78 19 |
E-Mail: | tim.ness@lfb.brandenburg.de |
Website: | www.forst.brandenburg.de |
Filme im dunklen Wald
Stand: Dezember 2022
Kostenlos ins Kino, das hat im Schenkenländchen mittlerweile eine gute Tradition. Davon zeugt das zehnjährige Jubiläum vom „Waldkino Hammer“, das 2023 ansteht.
„Wir hatten 2013 das Jahr der Nachhaltigkeit begangen. Der Begriff geht auf Hans Carl von Carlowitz zurück. Dieser war königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Bergrat sowie Oberberghauptmann des Erzgebirges. Er hatte das Wort 1713 in einem Fachbuch das erste Mal verwendet. Damit wollte er darauf hinweisen, dass nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie nachwächst. Leider wird der Begriff heute oftmals unpassend verwendet“, schildert Tim Ness.
Promis mit Ideen
Er wurde damals vom Künstler Wolfgang Georgsdorf auf die Idee gebracht, die romantische Scheune auf dem Gelände vom Forsthaus in Hammer in ein temporäres Kino zu verwandeln. Georgsdorf ist Medienkünstler mit großem Interesse für Natur und Wald. So hat der gebürtige Österreicher sich
bewusst für den kleinen Bursee am Rand von Groß Köris als neue Heimat entschieden. Dies tat er zusammen mit Schauspielerin Eva Mattes, die Kinogängern und Fernsehzuschauern als Ikone des „Neuen Deutschen Films“, als „Tatort“-Kommissarin und als Frau Rotkohl aus dem Film „Das Sams“ bekannt ist. Damit lag die Kino-Idee also greifbar nahe.
Ausgesuchte Filme
„Wir bringen seitdem von Mai bis September an jedem letzten Freitag im Monat einen besonderen Film. Niemand muss sich anmelden, der Eintritt ist frei“, beschreibt Tim Ness. Die Auswahl erfolgt im Verbund mit Wolfgang Georgsdorf.
„Es soll immer ein Bezug zu
Umwelt und Natur da sein. Wir hatten Spielfilme wie ‚Das Schloss im Spinnwebwald‘ von Akira Kurosawa oder ‚Die Vermessung der Welt‘ von Detlev Buck über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Ebenso zeigen wir interessante Dokumentarfilme, so über ‚Fantastische Pilze‘. Wenn wir bei der Auswahl uneinig sind, setzt sich am Schluss meist Wolfgang
Georgsdorf durch“, gibt der Leiter der „Oberförsterei Hammer“ schmunzelnd Einblick.
Förster statt Tierarzt
Tim Ness stammt aus einer Tierarztfamilie aus dem sächsischen Erzgebirge. „Ich wollte etwas anderes als meine Eltern machen“, begründet er, warum es ihn aus einem kleinen Bergdorf bei Dippoldiswalde hierher in den dunklen Wald zog. Er studierte in Tharandt Forstwirtschaft. „Danach wurde mir eine Stelle in Müncheberg angeboten. Von dort aus kam ich nach Königs Wusterhausen, später nach Ludwigsfelde. Schließlich konnte ich den Posten als Leiter der Oberförsterei in Hammer übernehmen“, zeigt er seinen Werdegang auf. Hier ist er ausschließlich für den Staatsforst zuständig. Dabei ist er für eine immense Fläche von 20 000 Hektar im Einsatz.
Paradies für Tiere?
„Das Gebiet geht von der Berliner Stadtgrenze bis zum Tropical Island und von Sperenberg bis zum Schwielochsee“, nennt er die Grenzen seiner Arbeit. In dem Areal fühlen sich insbesondere Tiere wie Wildschweine, Rehe und
Hirsche besonders wohl. „Das tut den Bäumen natürlich
weniger gut“, nennt er die Schattenseite dieser Entwicklung. Um den Wald zumindest etwas beim Aufwachsen zu schützen, sind er und Freizeitjäger mit der Flinte unterwegs. Dabei werden jährlich je an die 500 Wildschweine und Rehe sowie an die 400 Hirsche
erlegt. Im Hofladen des Forstamts gibt es entsprechend
leckere Fleisch-, Wurst- und Schinkenspezialitäten.
Bald Bären?
Bei so viel Überpopulation von Tieren, die gerne an den Bäumen knabbern, ist der Forstmann für vierbeinige Unterstützung durchaus dankbar: „Wir haben mittlerweile drei Wolfsrudel. Die Tiere kamen aus dem Osten. Sie vermehren sich prächtig, weil es hier eben ein so großes Futterangebot gibt“, erklärt er. So sehr er sich freut, dass ihm tierische Helfer zur Hand gehen, so sehr kann er „die andere Seite“ verstehen: „Meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass der Wald wächst. Wenn ich ein Schäfer wäre, würde ich die Wolfsfrage wohl etwas anders sehen.“
So aber freut er sich darüber, dass die Natur sich nimmt, was ihr der Mensch früher entzogen hatte. Geht diese
Entwicklung ungebremst weiter, könnten bald andere Tiere ebenfalls ins Schenkenländchen kommen. „Ich hätte
gegen Bären nichts einzuwenden“, versichert er, hier „keinen Bären aufzubinden“.
Wichtige Kiefern
Vom vieldiskutierten Waldumbau hält er hier wenig: „Auf unseren sandigen und kargen Böden werden die Kiefern immer dominierend sein. Man kann dazu andere Bäume wie Eichen oder Birken sowie Robinien mischen. Diese werden aber keine wirtschaftliche Bedeutung gewinnen.“ Zum Beweis hält er einen kleinen Eichenstengel hoch: „Diese Pflanze ist bereits vier Jahre alt, aber ragt nur wenig aus der Erde. Dabei sind die Wurzeln sehr lang, weil sie eben versucht, erst mal ans Wasser zu kommen“, unterstreicht er seine Skepsis gegenüber vielen
Ideen von der Umgestaltung des Waldes. Zuhause übrigens setzt er auf Obst- statt auf Waldbäume. Insbesondere Äpfel haben es ihm angetan. „Die kann man gut
lagern und später genießen.“
Heißes Thema
Dabei ist für ihn das heiße Thema „Waldbrand“ weniger brisant: „Wir haben das vielleicht weltweit beste Überwachungssystem. An so ziemlich jedem Mobilfunkmast ist eine Kamera angebracht. Steigt irgendwo Rauch auf, können die Feuerwehren schnell zur Stelle sein.“ Allerdings ärgert ihn, dass diese nicht immer zum Zuge kommen. „Fast 70 Jahre nach dem Krieg wurden
die im Boden verbliebenen Kampfmittel noch immer nicht beseitigt. In diese Gebiete können die Löschfahrzeuge aber nicht hinein. Wir haben 2 500 Hektar gesperrte Flächen. Die Verdachtsgebiete sind noch einmal so groß.“
Weihnachten wie im Kino
Eine noch längere Tradition als das Kino im Forsthaus Hammer hat übrigens die „Waldweihnacht“. Dann kann man sich mit Weihnachtsbäumen eindecken sowie Geschenkartikel und Leckereien an diversen Ständen erwerben. Das ist jedes Jahr ein Fest wie aus dem Weihnachtskino!